Der Musiker und Designer ist bekannt für seine etwas eigene Art, doch im letzten Jahr erregte er mit immer mehr fragwürdigen Aussagen Aufmerksamkeit. Mitte 2022 ließ er sich in einem T-Shirt mit dem Aufdruck „All lives matter“ ablichten. Die „All Lives Matter“ Bewegung stellt in den USA die Gegenbewegung zu „Black lives matter“ dar und untergräbt damit die Rassismus-Debatte, die seit Jahrzehnten im Land ausgefochten wird. Dass Ye selbst Afroamerikaner ist, hält ihn nicht davon ab, mit umstrittenen Politikern wie Donald Trump zu posieren. Mit noch krasseren Ansagen im bekannten US-Podcast »Drink Champs« vor einigen Wochen, erreichte er aber ein neues Level an fragwürdigen Aussagen.
Gefährliche Äußerungen
Im »Drink Champs«–Podcast haute er einige antisemitische Statements raus und prahlte damit, dass er solche antisemitischen Dinge sagen könne, ohne dass große Brands, wie z.B. Adidas, die Zusammenarbeit mit ihm beenden würden. Die Podcast-Betreiber haben die Folge zwar schnell von ihrer Webseite genommen, das Video verbreitete sich jedoch weiterhin im Internet. In dem Podcast spricht Kanye auch wiederholt über die vermeintliche Macht der »jüdischen Medien«. Ob Kanye größenwahnsinnig geworden ist oder ob diese Aussagen eine Folge seiner Bipolaren Störung sind, kann man nicht genau sagen. Dafür wäre eine richtige Diagnose wichtig, die Kanye laut eigener Aussage jedoch nicht nötig hat.
Medienberichten zufolge hat er sich damit jetzt richtig reingeritten. Seine Künstleragentur Creative Artists Agency (CAA) und weitere Marken zeigten ihm, dass er nicht so unantastbar ist, wie er geglaubt hatte. CAA würde seine Aussagen als nicht mehr tragbar einstufen und habe ihm gekündigt. Weitere Marken, die Kooperationen mit Ye hatten, darunter Balenciaga (die sind übrigens gerade selbst in Verruf geraten), The Gap und JP Morgan, haben ihre Zusammenarbeit beendet. Und auch ein bekanntes deutsches Unternehmen hat Konsequenzen gezogen.
Rauswurf aus deutschem Unternehmen
Seit 2015 kooperierten Kanye West und Adidas für „Yeezy“-Klamotten und -Schuhe. Das Unternehmen hat davon wirtschaftlich extrem profitiert und Milliarden mit der Marke eingenommen. Nachdem Kanye ausgerechnet Adidas im Podcast genannt hatte, hat die deutsche Firma die Kooperation in den letzten drei Monaten von 2022 mit sofortiger Wirkung beendet. Das teilte der Konzern in einer Presseerklärung mit. Adidas würde keine antisemitischen Aussagen und Hassrede dulden, verkündete das Unternehmen darin. Laut eigener Aussage rechne man aber jetzt damit, dass sich die Entscheidung „Yeezy“ aus dem Produktportfolio auszuschließen, mit bis zu 250 Mio. Euro negativ auf den Nettogewinn des Unternehmens auswirken werde. Das sei es ihnen aber wert, da Adidas Werte wie Vielfalt und Inklusion, gegenseitigen Respekt und Fairness vertritt. Allerdings fiel diese Entscheidung erst, nachdem der Zentralrat der Juden in Deutschland Druck auf Adidas ausgeübt hat. Man dürfe unternehmerische Interessen hierbei nicht in den Vordergrund stellen. Zuvor hatte das Unternehmen nämlich lediglich erklärt, die Zusammenarbeit mit West „prüfen“ zu wollen.
Eine weitere Folge Kanyes jüngster Entgleisung: Ein Dokumentarfilm über sein Leben ist auf Eis gelegt worden. Das Film- und Fernsehstudio MRC wollte Kanye live begleiten und sein Leben festhalten. Nach dem Aufruhr durch die Aussagen im Podcast hat das Studio aber einen Rückzieher gemacht. An dem Projekt werde bis auf Weiteres nicht weiter gearbeitet. Dass Juden „böse sind und sich verschwören, um die Welt zu ihrem eigenen Vorteil zu kontrollieren“, sei Hassrede und eine alte Lüge. Kanye hat also den Mund zu voll genommen und erfährt nach etlichen Fehltritten starke Konsequenzen. Ob und wie sich das auch auf seinen musikalischen Erfolg auswirkt, bleibt noch abzuwarten. (sms)