Nach dem zweiten Weltkrieg gab es einen Babyboom in Deutschland. Heute gehen diese „Babyboomer“ in Rente. Das sorgt allerdings für einige Schwierigkeiten, für die die deutsche Regierung nun Lösungen finden muss.
Wer sich ein wenig mit dem Rentensystem in Deutschland auskennt weiß, dass die Erwerbstätigen die Rente finanzieren. Eine große Gruppe finanziert die andere, wenn es also mehr Erwerbstätige gibt als Rentner*innen steht es gut um die Rente, da Erwerbstätige dann nicht so hohe Beiträge zahlen müssen. Somit kamen im Jahr 1957 sechs Personen im erwerbsfähigen Alter auf eine*n Rentner*in. Die Zeiten haben sich jedoch erneut gewendet. Der Grund dafür ist der demographische Wandel. Aber was bedeutet das?
Die Geburtenrate in Deutschlandlag 2021 bei 1,53. Das bedeutet, dass Frauen in diesem Jahr durchschnittlich eineinhalb Kinder zur Welt bringen. Obwohl diese Rate sich ein wenig erhöht hat im Vergleich zu den letzten Jahren, schrumpft die Bevölkerung in Deutschland damit weiter. Das liegt daran, dass nur eine Geburtenrate von 2 und höher die Bevölkerungen auf einem stabilen Niveau halten könnte, da Eltern bestehend aus zwei Elternteilen zahlenmäßig durch ihre zwei Kinder ersetzt werden. Früher gab es jedoch höhere Geburtenraten wie zum Beispiel 2,54 in 1964. Deswegen gibt es heutzutage aus dieser Generation auch mehr Rentner*innen. Heute stehen somit einem Rentner nur noch rund zwei Beitragszahler*innen gegenüber. Eigentlich ist die Zahl der Beitragszahler*innen kontinuierlich gestiegen und zuletzt gab es 39 Millionen aktiv Versicherte. Jedoch ist die Zahl der Rentenempfänger*innen aber noch stärker gewachsen und betrug 2020 rund 18,5 Millionen Altersrentner.
Wer zahlt meine Rente?
Die in diesem Babyboom geborenen Kinder gehen in den nächsten Jahren in Rente. Das bedeutet, dass 2040 weniger als zwei Personen einen Rentner*in finanzieren müssen. Wenn die Bundesrepublik Deutschland nicht eingreift, steigen entweder die Renten-Beitragssätze für Arbeitstätige ins Unermessliche oder der Staat muss die Lücke finanzieren. Schließlich kann man im Gegensatz zu China der Bevölkerung hierzulande nicht vorschreiben, wie viele Kinder sie zu bekommen hat. All dies steht aktuell wieder zur Debatte im Bundestag. Der Kanzler möchte die demographische Falle überwinden, indem er den vorzeitigen Rentenbezug ohne Abschläge verhindert. Das bedeutet, man müsste in Deutschland länger arbeiten, bevor man Rente beziehen darf.
Wenn Scholz jetzt Ernst macht, könnte das eine Wende in der Rentenpolitik bedeuten. Andrea Nares, Chefin der Bundesagentur für Arbeit, hat eine vorgezogene Rente eingeführt. Sicher ist, dass, wenn sie abgeschafft wird, Olaf Scholz unweigerlich Gewerkschaftsbosse verärgert. Die Hauptbegünstigten der vorzeitigen Rente waren männliche Industriearbeiter, die 45 Jahren Rentenbeiträge eingezahlt haben.
Frührente: vom Problem zur Chance
Seit der Einführung der vorzeitigen Rente im Jahr 2014 haben schon mehr als zwei Millionen Arbeitnehmer*innen diesen in Anspruch genommen. Im Jahr 2021 handelte es sich um rund 269.000 Beschäftigte, was 26,3 % aller Neurentner*innen entspricht. Bei diesem Tempo kann der Kanzler nur Korrekturen vornehmen, die Rentner*innen direkt betreffen, zum Beispiel die Zuverdienstgrenze verbessern. Im Jahr 2022 betrug diese Verdienstgrenze bei vorgezogenen Altersrenten 46.060 Euro. Rentnerinnen und Rentner können daher bis zu 46.060 Euro im Kalenderjahr zu ihrer Rente hinzuverdienen, ohne dass diese gekürzt wird. Die Erhöhung der Verdienstgrenzen soll Personalengpässe entgegenwirken, die durch die Corona-Pandemie entstanden sind.
Zum 1. Januar 2023 ist die Hinzuverdienstgrenze für vorgezogene Altersrenten ganz entfallen. Das bedeutet, Frührentner*innen dürfen sich so viel zur Rente dazuverdienen, wie sie wollen. Etwa 30 Prozent der Rentner*innen arbeiten heute übrigens ohnehin schon. Die einen aus reiner Geldnot, die anderen, weil sie die sozialen Kontakte im Arbeitsleben schätzen.
Das gesamte Rentensystem bleibt dennoch ein großes Problem, da es zwar viele mögliche Optionen gibt, die aber alle nicht gerade optimal sind. Das Rentenalter anzuheben, würde automatisch bedeuten, Arbeitnehmer*innen zu zwingen länger zu arbeiten, da sie sonst mit Rentenminderungen rechnen müssen. Die Beiträge anzuheben wäre eine große Belastung für junge Arbeitnehmer. Dazu kommt ein existierender Mangel von 400.000 Fachkräften. Selbst wenn Deutschland Potenziale von der Erhöhung der Frauenerwerbstätigkeit bis zur Verlängerung der Lebensarbeitszeit ausschöpft, bleibt eine Arbeitskräftelücke. Auch mehr Einwanderung und eine erleichterte Staatsbürgerschaft, werden nicht allzu viel Entlastung bringen. Es bleibt abzuwarten, welche Lösungen das Parlament hervorbringt. (sms)