Wenn man über die Deutsche Bahn spricht, fragt man sich, ob irgendwann in ferner Zukunft die Möglichkeit besteht, dass die Züge pünktlich kommen und der Bahnverkehr insgesamt ausgebaut wird. Hast du dich schon mal gefragt, woran es im Unternehmen scheitert?
Zwischen staatlich und privat
Nach dem Mauerfall vereinte sich der Osten und der Westen Deutschlands zu einer Bundesrepublik. Davor wurden die Grenzübergänge jedoch stark kontrolliert und eine grenzübergreifende Bahngesellschaft war nicht möglich. Deswegen existierten nach der Wiedervereinigung zwei Bahngesellschaften: die Deutsche Bundesbahn und die Deutsche Reichsbahn, die sich daraufhin zur Deutschen Bahn zusammenschlossen. Die Deutsche Bahn ist somit seit 1996 eine Aktiengesellschaft und hat damit wirtschaftliche Interessen und sich am Markt orientiert, aber der einzige Aktionär und damit auch der einzige Eigentümer der Deutschen Bahn ist der deutsche Staat. Der Börsengang scheiterte mit den Auswirkungen der Finanzkrise und somit konnten private Investor*innen keine Anteile an der Deutschen Bahn erwerben. Damit gehört das Unternehmen effektiv den Bürger*innen und keinen privaten Investoren. Zuschüsse und Investitionen vom Staat fließen damit nicht an Privatleute, sondern sollen für eine zukunftsfähige und moderne Bahn sorgen.
Dennoch rächen sich zum Teil auch heute noch die Pläne des Börsenganges. Denn zur Vorbereitung auf den Börsengang legte man im deutschen Schienennetz zahlreiche Strecken still, baute Weichen zurück und verringerte die Instandhaltungsmaßnahmen. Dadurch fehlen heute beispielsweise Ausweichstrecken bei Sperrungen. Die Infrastruktur muss teilweise umfangreich saniert und modernisiert werden. Gleichzeitig soll das Bahn-System in den nächsten Jahren stark wachsen und sich die Fahrgastzahlen verdoppeln. Dafür wird eine Menge Geld benötigt. Das 9 Euro Ticket hat Deutschland gezeigt, wie hoch die Nachfrage in der Bevölkerung nach funktionierendem Bahnverkehr ist. Dennoch bleiben die deutschen Züge weiter unpünktlich.
Der Traum der deutschen Pünktlichkeit
Im Jahr 2022 erreichten nur etwa 65 Prozent der Fernzüge ihr Ziel pünktlich. Als pünktlich gilt jeder Zug, der weniger als sechs Minuten Verspätung hat. Hinzu kommen noch die Züge, die komplett ausfallen. Da der deutsche Staat die DB kontrolliert, hat die Ampel Regierung Einfluss auf die Gestaltung des Umbaus. Jedoch konnte man sich noch nicht wirklich auf Rahmenbedingungen festlegen. Hier stehen vor allem der Fokus des Ausbaus, der zeitliche Rahmen und die dafür benötigte Menge Geld zur Diskussion. Zu den hohen Investitionen kommt hinzu, dass die Bahn, wie viele andere Unternehmen auch, unter Personalmangel leidet. Die Lösung besteht darin, wie in der Automobilindustrie auf autonomes Fahren zu setzen. Das würde bedeuten, dass in Zukunft auch Fernzüge ferngesteuert fahren. Doch das erfordert wie die anderen Sanierungsprojekte technische Expertise und ausreichend Ressourcen.
Ein grober Plan
Der Start für den Ausbau steht jedoch schon fest. Einen Tag nach dem Abpfiff der Fußball Europameisterschaft 2024 sollen die Bauarbeiten am 15. Juli losgehen. Wie auch immer sie aussehen mögen. Genauso planlos werden in diesem Zeitraum auch die Fahrgäste dastehen. Um die neue Ära der Deutschen Bahn einzuleiten, ist nämlich zuerst mit langen Streckensperrungen zu rechnen. Was soll’s, dann verlagern wir den Andrang einfach auf deutsche Autobahnen. Es wird schon schiefgehen. Ein Baustein für das Bahnnetz der Zukunft sind auch mehr Weichen. Sie sind teuer, in der Anschaffung und der Wartung. Kritiker werfen der Deutschen Bahn vor, zu lange hier zu geizig gewesen zu sein. Denn zu wenig Weichen bedeutet, dass Züge selbst auf mehrgleisigen Strecken bei Problemen oder Baustellen kaum ausweichen können. Sobald ein Zug aus dem Takt gerät, folgt häufig eine Kettenreaktion und es kommt neben vielen Verspätungen häufig auch zum totalen Stillstand. (sms)