Italien ist bei den Deutschen besonders beliebt als Urlaubsland. Dabei weist Italien schon geografische Unterschiede auf, der bergige Norden ähnelt eher Österreich oder Bayern, während der Süden von einer typisch mediterranen Landschaft geprägt ist. Dennoch sind das nicht die einzigen Unterschiede Italiens. Das Land weist enorme Unterschiede hinsichtlich Wirtschaft, Wohlstand und Bildung auf. Während der Norden in vielerlei Hinsicht reich ist, kämpft der Süden seit Jahrzehnten mit Armut. Anschaulich wird das an den verschiedenen Regionen Italiens. Sizilien im Süden gehört zu den ärmsten, die Lombardei im Norden zu den reichsten und produktivsten Regionen Europas. Im Norden Italiens ist das Pro-Kopf-BIP fast doppelt so hoch wie in den südlichen Regionen.
Wirtschaftskraft im Norden
Obwohl die Lombardei eher die geographische Mitte Italiens bildet, gehört sie im Sinne der Wirtschaft dem Norden an. Die Großstadt Mailand liegt in der Lombardei und beherbergt viele große Unternehmen vom Finanzsektor bis hin zum Telekommunikationssektor. Was diese Region so stark macht, ist ihre vielseitige Wirtschaft. Schließlich ist Mailand auch in der Modewelt beliebt. Große italienische Modehäuser wie Prada, Gucci, Versace, Armani etc. haben ihren Unternehmenssitz in Mailand. Neben dem Industriesektor macht auch die Marken- und Luxusgüterindustrie Milliarden Euro an Umsatz.
Sorgenkind des Landes
Ein starker Kontrast dazu bildet der Süden Italiens. Hier ist die Landwirtschaft einer der wichtigsten Wirtschaftszweige. Es beziehen viele Menschen in den südlicheren Regionen Arbeitslosengeld. Dies liegt unter anderem an der mangelnden Infrastruktur der Region, die zur Arbeitslosigkeit beiträgt, obwohl ein großer Teil der von der EU für Italien freigegebenen Gelder in den Aufbau des Südens fließt. Vorgesehen zur Verbesserung der Infrastruktur sind Breitbandnetze, regionaler Schienenverkehr und Hochgeschwindigkeitszüge sowie die Verbesserung der Wasserversorgung und Abfall- und Abwasserentsorgung. Die Bekämpfung der Bildungsarmut steht mit oben auf der Agenda. Diese Herausforderungen zu bewältigen, fällt Italien seit Jahren schwer. Der große Tourismussektor im Süden besteht zu einem nicht unerheblichen Teil aus Schattenwirtschaft. Viele Italiener finden hier nur Arbeit als saisonale Kraft in der Hauptsaison.
Mafia hindert Fortschritt
Ein weiteres Problem neben der Umsetzung der Agenda zur Stärkung des Südens ist die Korruption. Viel Geld, das aus dem Norden hierherkommt, versickert einfach. Ausgebildete Fachkräfte, die sich mit den kriminellen Strukturen nicht arrangieren wollen, verlassen oft den Süden. Begrenzte Chancen in der Arbeitswelt und festgefahrene Strukturen führen zum Abwandern der Arbeitskräfte. Die neue Regierungschefin Meloni verspricht, wie viele vor ihr, Veränderung. Ob der Rechtsruck in der Politik in Italien langfristige positive Effekte auf den Süden haben wird, ist aber eher fragwürdig. (sms)