Während einige Experten behaupten, Galeria Kaufhofs Untergang hätte auch schon vor der Corona Pandemie begonnen, wissen wir, dass dank der Pandemie viele unternehmensinterne Schwierigkeiten ans Tageslicht gekommen sind.
Lockdown als erste offizielle Krise
Angeblich fing es damit an, dass Galeria Kaufhof während des Lockdowns keine Miete für seine Standorte mehr zahlen wollte. Dabei handelte es sich jedoch nicht um einen Einzelfall, auch andere Einzelhändler und Hersteller wie Adidas, Deichmann und H&M kündigten die Aussetzung der Mietzahlungen während des Lockdowns an. Galeria Kaufhof befand sich jedoch im Gegensatz zu anderen Unternehmen mitten in einem Restrukturierungsprozess. Durch die Schließung seiner Warenhäuser verlor das Unternehmen 2020 jede Woche mehr als 80 Mio. Euro Umsatz. Kurzarbeit und letztendlich finanzielle Unterstützung waren die Lösung aus der Krise heraus.
Im April 2020 hatte der Konzern dann Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Dem Unternehmen wurden daraufhin Schulden in Höhe von 2 Mrd. Euro erlassen. Der Eigentümer Benko brachte zusätzliche 400 Mio. ein. Am Ende wurden 41 Filialen geschlossen und etwa 4.000 Stellen abgebaut. Es mussten zur Freude einzelner Angestellter, weniger Häuser schließen als zunächst angenommen, 50 statt 62. Denn ursprünglich hatte die Geschäftsführung signalisiert, dass sogar bis zu 80 Filialen geschlossen werden könnten. Durch Verhandlungen von Vermietern und Beschäftigten konnte die Geschäftsführung aber einzelne Filialen retten. Dennoch blieb der Sanierungsdruck bei Galeria Kaufhof groß. Die pandemiebedingte Schließung aller Filialen hatte die Schwierigkeiten der Vorjahre verschärft. IT-Infrastruktur, Marketing und das Sortiment des Unternehmens lassen zu wünschen übrig. Das Konzept ist veraltet und zieht keine jüngeren Generationen an. Damit lässt sich hinterfragen, ob das Konzept in der Zukunft überlebensfähig ist.
Zweite Insolvenz
Hinweise darauf, dass dem nicht so ist, zeigen die aktuellen Schlagzeilen. Denn Galeria Kaufhof hat zum zweiten Mal innerhalb weniger Jahre Insolvenz angemeldet. Nach dem Insolvenzverfahren 2020 bestehen heute noch 131 Filialen in 97 deutschen Städten. Einer der Gründe könnte das mangelhafte Zukunftskonzept und das durch die Pandemie veränderte Kaufverhalten sein. Dennoch hat die Gewerkschaft angekündigt, um jeden einzelnen Arbeitsplatz zu kämpfen, der durch die zweite Insolvenz bedroht ist. CEO von Galeria Kaufhof, Miguel Müllenbach, erklärte bereits, dass die Schließung von einem Drittel der Filialen zur Diskussion steht. Welche Filialen bestehen bleiben und welche schließen, will der Konzern spätestens in drei Monaten bekannt geben.
Hat Galeria eine Zukunft?
Signa-Chef Benko ist mit seinen zahlreichen Unternehmungen nicht nur auf Galeria Kaufhof fokussiert. Vor allem interessieren ihn die Standorte der Immobilien von Galeria Kaufhof. Ob Benko alles daran setzen wird, nach einer Umstrukturierung die übrigen Kaufhäuser zu erhalten oder ob er die einzelnen Standorte nutzt, um in ferner Zukunft neue Geschäftsideen umzusetzen, ist ungewiss. Erstmal soll die Marke Galeria Kaufhof weiter bestehen. Profitabilität, Einwohnerzahl und vieles mehr entscheiden darüber, welche Filialen aussortiert werden. Da Galeria Kaufhof einst eines der am meisten verbreiteten Warenhäuser in Deutschland war, besteht auch eine gewisse Relevanz für die Innenstädte. Damals hatte man auch in kleineren Städten Zugang zu einem Sortiment an Konsumgütern, ohne dafür in die nächste Großstadt zu müssen. Das bedeutet ein Stück Lebensqualität auf dem Land. Eine Schließung der Warenhäuser bedeutet vielerorts die fortschreitende Verödung kleinerer Innenstädte. (sms)