Der YouTuber Ice Poseidon erlebte bei der Streaming-Plattform Twitch vor einigen Jahres seinen großen Durchbruch. Im Jahr 2016 waren nur Videospiel-Streams erlaubt und keine Videos, die das reale Leben filmen. Dies machte sich der Streamer, der mit echtem Namen Paul Denino heißt, zunutze. Er umging die Richtlinien der Plattform, indem er das Spiel „Pokémon GO“ gestreamt hat. Für alle, die das Spiel nicht kennen: Dabei handelt es sich um ein Location-based Game, in dem man über die Handykamera in der realen Welt Pokémon jagt. Das Spiel basiert auf augmenten reality, also „erweiterter Realität“, denn die kleinen Monster werden in der eigenen Umgebung angezeigt. Die neue Art des Streamings fand bei den Zuschauern schnell Anklang. Zu diesem Zeitpunkt gab es nur wenige Streams, die solche Spiele zeigten.
Erfolgsgeschichte bei Twitch
Die Community von Ice Poseidon wuchs mit jedem Stream. Einige Zeit später entschied sich die Plattform Twitch ihre Richtlinien zu ändern. Streamern war es von nun an erlaubt, neben den Videospielen auch sich selbst zu zeigen. Zu diesem Zweck führte die Plattform sogar ihre eigene Kategorie „IRL“ ein. Das Kürzel steht für „in real life“ und verweist auf Inhalte aus der echten Welt. In dem Zeitraum hatte sich der Streamer schon eine treue Community aufgebaut und profitierte so von dem Twitch-Sinneswandel. Allerdings nahm seine Streaming-Karriere ein vorzeitiges Ende auf Twitch, als seine Beliebtheit ihm zum Verhängnis wurde. Ice Poseidon war so beliebt bei einem Teil der Community, da er besonders engen Kontakt zu seinen Zuschauern pflegte, dass viele seiner Abonnenten immer wussten, wo er sich grade aufhält.
Einige seiner Fans machten sich dann einen Spaß daraus, die örtlichen Behörden anzurufen und Paul als eine Gefahr und einen Straftäter darzustellen. Das führte dazu, dass Denino an den unterschiedlichsten Orten von SWAT-Teams umzingelt und gestellt wurde. Dies passierte auch einmal am Flughafen, wo Paul unterstellt wurde, eine Bombe bei sich zu tragen. Dieses „swatting“ passierte über 40-Mal, bevor Twitch sich dazu entschied den Streamer endgültig zu bannen. Sein intensiver Kontakt zur Community provozierte eine schädliche Atmosphäre. Lange Zeit wurden ihm und seinen Abonnenten auch noch andere Vorwürfe gemacht. Unter anderem wegen rassistischen und antisemitischen Äußerungen.
Die Zeit nach seiner Verbannung
Von Twitch gebannt, veröffentlichte Denino nur noch unregelmäßig Videos auf seinem Twitter- und YouTube-Account. Der YouTuber Coffezilla deckte dann Anfang dieses Jahres auf, dass Denino seine Abonnenten um eine halbe Million Dollar betrogen hatte. Das bewerkstelligte der Streamer mit seiner Kryptowährung „CxCoin“. Er brachte seine Abonnenten dazu, hohe Summen in die Währung zu investieren und versprach ihnen, dass dies ein langfristiges und rentables Projekt sei. Seinen Anteil verkaufte er nach und nach. Damit verloren die Coins ihren Wert und waren am Ende wertlos in den Händen seiner Abonnenten. Diese Masche nennt man auch „Pump and Dump“.
Profit und Schuldeingeständnis des Streamers
In einem Gespräch mit dem YouTuber Coffezilla gab Ice Poseidon später zu, dass von dem Geld 300.000 Dollar in seine eigenen Taschen geflossen sind. Der Rest wurde unter anderem dazu verwendet, die Entwickler der Kryptowährung zu bezahlen. Denino gönnte sich nach seinem Betrug erstmal einen neuen Tesla. Reue zeigt er allerdings nicht, was die Abzocke betrifft. Er besteht darauf, dass er sich um sich selbst kümmern müsse. Deswegen habe er auch nicht vor, das erbeuteten Geld an seine Abonnenten zurückzuzahlen. Später jedoch zeigte er ein wenig Einsicht und stimmte zu 155.000 Dollar zurückzugeben. Laut den Nachforschungen des YouTubers Coffezilla handelte es sich jedoch tatsächlich um eine viel geringere Summe von ca. 47.000 Dollar, die zurück an seine Abonnenten ging.
Durch das enge Verhältnis mit ihrem Idol geblendet, vertrauten seine Fans ihm. Viele YouTuber erwähnten, dass so eine Situation voraussehbar gewesen wäre. Ice Poseidon ist für seine turbulente Vergangenheit und Pranks bekannt. Aus diesem Grund sagen YouTuber, dass man hätte ahnen können, dass er nicht vertrauenswürdig ist. (sms)